SIHK-Konjunkturumfrage: Schwache Inlandsnachfrage und unkalkulierbare Politik lähmen südwestfälische Wirtschaft

Der SIHK-Geschäftsklimaindex verharrt nach seinem Einbruch im vergangenen Herbst auf niedrigem Niveau, die Wirtschaftsflaute setzt sich fort. Zum Jahresbeginn sinkt das Konjunkturklima auf 77 Punkte und liegt damit weiterhin deutlich unter der Marke von 100 Punkten, ab der wieder der Optimismus überwiegt.
Nur noch 14 Prozent der Betriebe melden zum Jahresbeginn 2024 eine gute, mehr als doppelt so viele eine schlechte Geschäftslage. Auch die Geschäftserwartungen verschlechtern sich weiter. Lediglich jedes zehnte Unternehmen geht für die kommenden Monate von einer Verbesserung der Geschäfte aus. Nie zuvor haben so viele Unternehmen in der Konjunkturumfrage der SIHK die Inlandsnachfrage (78 Prozent) und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (68 Prozent) als größte Risiken für die zukünftige Geschäftsentwicklung genannt.
„Die Stimmung vieler Unternehmerinnen und Unternehmer ist aufgrund mangelhafter wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen am Tiefpunkt. Weder der Export – jedes dritte Industrieunternehmen rechnet mit sinkenden Exporten – noch die Inlandsnachfrage setzen Entwicklungsimpulse. Der Transformationsdruck macht staatliche Förderungen notwendig, doch diese sind immer wieder durch das Haushaltdefizit bedroht und werden zum Teil von heute auf morgen gekippt. Die daraus resultierende Unsicherheit ist Gift für die Konjunktur und vor allem für die Investitionspläne der Unternehmen. Dazu kommt in unserer Wirtschaftsregion ein beispielloses Infrastrukturchaos, das den Wirtschaftsstandort in seinen Grundfesten erschüttert“, so fasst SIHK-Präsident Stoffels die wesentlichen Ergebnisse der aktuellen SIHK-Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2024 zusammen.
Die Umfrage der SIHK lief vom 8. bis 19. Januar 2024. Fast 450 Unternehmen mit mehr als 55.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Industrie, Handel und Dienstleistungen im Märkischen Kreis, südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis und der Stadt Hagen haben an der Umfrage teilgenommen.
Agenda für Wachstum statt staatlicher Regulierung
SIHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Geruschkat ergänzt: „Insbesondere die zurückgehende Investitionstätigkeit in der Region macht mir große Sorgen für die Zukunft. Über alle Branchen hinweg planen 44 Prozent der Betriebe mit geringeren Investitionsbudgets in der Zukunft, nur noch 18 Prozent planen mehr Investitionen als zuvor. Top-Investitionsmotiv ist der Ersatzbedarf, den 70 Prozent der Unternehmen nennen. Nur jedes zehnte Unternehmen plant Erweiterungsinvestitionen. In Innovationen will nur jedes dritte, in Umweltschutz nur jedes vierte Unternehmen investieren. Der wirtschaftspolitische Regulierungseifer muss ein Ende finden, stattdessen braucht es eine Agenda des Wachstums und des Vertrauens in die Innovationsfähigkeit der Unternehmen. CBAM, Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, Hinweisgeberschutzgesetz und unzählige weitere Pflichten und Vorgaben bremsen die Unternehmen kontinuierlich aus.“
Mit Blick auf die anstehenden Wahlen zum EU-Parlament am 9. Juni 2024 wirbt Stoffels trotz berechtigter Kritik an einzelnen Initiativen, für ein starkes Europa. „Auch wenn die regionale Wirtschaft Initiativen wie die EU-Lieferkettenrichtlinie oder den überbürokratisierten CO2-Grenzausgleich CBAM mehr als kritisch einschätzt: Europa ist und bleibt die Grundlage unseres wirtschaftlichen Wohlstands. Es braucht eine konsequente europäische Außenpolitik und Sicherheitsarchitektur, um in unsicheren Zeiten Frieden und Wohlstand zu sichern. Deshalb sollten wir alle die Chance wahrnehmen, am 9. Juni Europa unsere Stimme zu geben“, appelliert SIHK-Präsident Ralf Stoffels.
7-2-2024